Skandinavien ruft  -Woche 9-

Samstag 26.08.2023

Auf geht es weiter gen Süden… unser Ziel, Helgelandskysten. Dies ist die längste der 18 Norwegischen Landschaftsrouten und startet für uns Fahrtrichtung Süden in Bodø. Wir planen am Saltstraumen zu übernachten. Es liegen ca. 260Km vor uns. Das Wetter verwöhnt uns heute mit viel Sonnenschein. Auf diesem Teilstück erleben wir auch unsere erste Fährverbindung auf unsere Reise. Wir wissen auch, dass noch einige Fähren auf den nächsten 460Km auf uns warten. Wir erkennen erst gar nicht, das wir auf die Fähre müssen. Erst als die weitere Straßenführung endet, verstehen wir warum uns das Fährpersonal bei der Vorbeifahrt entgeistert angesehen hat. Wir wenden und beeilen uns auf die Fähre zu kommen. Uns wird gewinkt, dass wir uns beeilen sollen, da wir die letzten sind und die Fähre ablegen will. Wir sind kaum auf der Fähre, fast noch am Rollen, da geht es schon los. Auf die nächste Fähre hätten wir 1,5 Stunden warten müssen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Campingplatz. Die Rezeption ist unbesetzt. Auf einem Zettel an der Tür wird man aufgefordert sich einen Platz zu suchen und zum bezahlen zu kommen, wenn die Rezeption besetzt ist… wann dies sein wird stand nicht dabei.

Wir suchen uns einen Platz und richten uns ein. Bei Aufstellen der Stühle kommt ein Angler mit einem ca. 10Kg Seelachs vorbei. Den hat er gerade hier nebenan gefangen… wir sind begeistert. Ich will hier auch noch die Angel auswerfen.

Der Saltstraumen ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Durch einen 2,5 Kilometer langen und etwa 150 Meter breiten Sund strömen im Wechsel der Gezeiten fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser zwischen dem Saltfjord am Meer und dem Skjerstadfjord im Inland (auch „Innerer Saltfjord“) hin und her. Der Strom erreicht dabei Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h, an seinem Rand entstehen gewaltige Strudel. Sie können einen Durchmesser bis zu zehn Metern erreichen und mehr als vier Meter in die Tiefe reichen. Lediglich bei der Tidenumkehr tritt für kurze Zeit Ruhe ein, also beim Höchst- und Tiefststand des Skjerstadfjords. Auf einer Brücke führt die Küstenstraße Fv17 über den Strom und bietet eindrucksvolle Aussichten. Die Ufer des Saltstraumen bieten begehrte Angelplätze, da das nährstoffreiche Wasser Fische anzieht. So wurde hier ein Weltrekord-Köhler (Seelachs) gefangen, der 22,7 Kilogramm wog.

Ich bin natürlich auch gleich mit der Angel losgezogen. Zuerst auf der anderen Seite der Brücke, da ich dort Angler gesehen habe. Dies war aber kein guter Platz… Gegenwind, schlechter Stand und viele Boote. Ute informierte mich telefonisch über die andere Seite. Dort ständen auch einige und würden auch etwas fangen… also zurück über die Brücke (41m Hoch) und dort probieren. Ute hat etwas Panik, dass ich ins Wasser falle (ich bin über eine Absperrung gestiegen), aber hier habe ich festen Stand zum auswerfen und einholen. Es dauert wirklich nicht lange bis zum ersten Biss. Ich sehe ihn schon, aber er reißt sich in der Strömung los. Kurze Zeit später bin ich dann aber erfolgreich. Immerhin ein ca. 1,5Kg Seelachs, genug für eine Mahlzeit für uns Zwei. Ich versuche es jedoch weiter und verliere letztendlich meinen Blinker (Köder) vermutlich an einem Stein. Ersatz ist im Auto, aber für heute reicht es. Ich gehe wieder zurück auf den Campingplatz um den Fisch zu reinigen und zu filetieren. Gebraten ist er dann richtig lecker… frischer geht es nun wirklich nicht.

Ps.: Wir haben doch tatsächlich irgendwann jemanden an der Rezeption angetroffen und bezahlt, wobei derjenige nur etwa 10Min. dort war. Einige Camper die später auf den Platz angekommen und morgens früh wieder weitergefahren sind hatten einfach keine Chance zu bezahlen. Wahrscheinlich hätte es sogar niemand gemerkt, wenn wir ebenfalls nicht bezahlt hätten.

Sonntag 27.08.2023

Nächster Stop, Svartisen Gletscher…

Wir fahren weiter auf der Helgelandskysten Landschaftsroute und erreichen gegen 13:00 einen unscheinbaren Parkplatz am Holandsfjord mit Sicht auf den Svartisen Gletscher. Von hier aus geht ein Boot zum Engabreen, einem der Gletscherarme die der Küste sehr nahe kommen.

Mit einer Ausdehnung von circa 370 Quadratkilometern ist Svartisen der zweitgrößte Gletscher Norwegens nach dem Jostedal-Gletscher. Es handelt sich zwar um den tiefst gelegenen Gletscher auf dem europäischen Kontinent vor Rückgang des Eises der letzten Eiszeit, Svartisen ist aber dennoch von mehreren Bergen mit einer Höhe von über 1.500 Metern umgeben. Snøtinden im Westen erhebt sich 1.595 Meter über den Meeresspiegel, die Gipfel von Sniptinden und Istinden im Osten liegen 1.586 und 1.572 Meter über dem Meer.

Vor Jahrhunderten erstreckten sich die „Finger“ der Gletscher in dieser Region sogar bis an die Küste. Engabreen, ein Gletscherarm des Svartisen, erreicht derzeit fast den Holandsfjord. Die Klimaveränderungen des vergangenen Jahrhunderts haben jedoch dafür gesorgt, dass sich das Gletschereis bis zu den 1960er Jahren um fast zwei Kilometer zurückzog. Von da an wuchs der Gletscher wieder in Richtung des Wassers, doch in jüngsten Jahren hat ein erneuter Rückzug eingesetzt.

Wir nutzen das wunderschöne Wetter und lassen uns mit dem Boot übersetzen. Dort wandern wir in Richtung Gletscher. Nach einer bequemen Strecke am Fjord entlang, beginnt dann der Aufstieg über glattgeschliffene Felsen und Geröllfelder. Es wird immer steiler und artet in eine ziemliche Kraxelei aus. Ute geht deutlich langsamer als ich und kehrt nach der „Badewanne“ wieder um. Ich dagegen versuche bis zum Gletscherbruch zu kommen. Es sollte nur noch etwa 1Km sein aber die haben es in sich. Nach ca. 40min treffe ich auf Rückkehrer die berichten, dass noch etwa 1 Stunde vor mir liegt… ich gebe auf und kehre ebenfalls um, da sich dies zum einen mit der Abfahrtzeit des Bootes und zum anderen mit meiner Kondition und Trittsicherheit nicht mehr vereinbaren lässt.

Nachdem wir mit dem Boot wieder am Parkplatz angekommen sind fahren wir auf den Furroy Campingplatz, ca. 15Km entfernt.

In der Nacht gegen 1:30 Uhr werden wir und unsere Nachbarn recht unsanft geweckt… eine Autoalarmanlage macht Terror… es dauert etwas, bis wir realisieren das das unser Auto ist!!!
Ich wusste bisher gar nicht, dass wir im Auto eine Alarmanlage haben… von der Kabine wusste ich es, diese habe ich selber bestellt… aber vom Auto… keine Ahnung… nun wissen wir es.

Es ist nicht richtig klar, was der Auslöser ist. Ich vermute, dass eine Tür nicht richtig zu war. Morgens bekommen wir allerdings von anderen Campern erzählt, dass wohl auch an anderen Fahrzeugtüren gerüttelt wurde… Inwieweit das alles stimmt oder etwas Sensationsfantasie mitspielt mag ich nicht beurteilen.

 Montag 28.08.2023 

Auch heute ist uns das Wetter wieder wohlgesonnen. Unser Weg auf der Landschaftsroute führt durch eine traumhafte Gegend. Zwischendurch geht es immer mal wieder auf eine Fähre. Einige diese Fähren sind seit dem 13.08.23 kostenlos (speziell die langen Überfahrten), andere müssen wir bezahlen. Ein nachvollziehbares System haben wir allerdings nicht erkennen können.

Auf der letzten Fährstrecke überqueren wir wieder den Polarkreis und verlassen somit die Polarregion. Kurz danach, am frühen Nachmittag kehren wir im dann Polarcamp ein. Hier wollen wir heute die Nacht verbringen und Fish & Chips essen. Laut Internet und Reiseführer seien diese hier legendär.

Wir haben freie Platzwahl und stehen fast direkt am Wasser. Der Platz wirkt etwas „unaufgeräumt“ und ähnelt in einigen Ecken eher einem Schrottplatz. Sanitäreinrichtungen sind etwas in die Jahre gekommen aber Top-sauber.

Um 20:00 können wir zu essen kommen. Die Gaststube füllt sich recht schnell und nicht nur mit Campern… viele „Eingeborene“ sind auch vertreten. Heute gibt es auch einen besonderen Fisch, einen Leng. Der Leng oder Lengfisch (Molva molva) ist ein Knochenfisch aus der Ordnung der Dorschartigen (Gadiformes). Mit einer Maximallänge von bis zu zwei Metern und einem Gewicht von bis zu 40 Kilogramm ist er einer der größten Vertreter der dorschartigen Fische.

Der Wirt erklärt in einem kleinen Vortrag wie und wo dieser gefangen wurde und preist seine Vorzüge an. Er zeichnet sich durch ein sehr festes Fleisch aus und wird hier nicht so oft gefangen…

Es ist wirklich lecker… auch die anderen Gäste machen einen sehr zufriedenen Eindruck. Man hat das gefühlt, dieses „Restaurant“ bildet den sozialen Mittelpunkt des Ortes mit vielleicht 20-30 Häusern ….

Dienstag 29.08.2023

Laut Wetterbericht schein heute die Sonne… irgendwie sprechen der Wetterbericht und das Wetter unterschiedliche Sprachen… dafür regnet es wieder mal in Strömen. Auf der Fähre will ich eigentlich gar nicht erst das Auto verlassen… lasse mich dann aber doch überreden, die 25 Min Überfahrt im Warmen in der Lounge zu verbringen.

Unser Ziel heute ist Tjøtta, wieder ein Fährhafen wo wir morgen nach Forvik übersetzen wollen. Etwa 8Km vor Tjøtta liegt der Offersøy Campingplatz wo wir übernachten wollen. Ein wirklich netter Campingplatz mit einer holländischen Besitzerin, welche perfekt deutsch spricht. Ute hat lange und gerne mit ihr gequatscht und dabei Wäsche gewaschen (der Münzautomat für die Waschmaschine hatte halt seine Macken). In der Küche haben wir ein Pärchen kennengelernt. Sie Cloe (NL&FR) und er Oliver (DE) sind seit 16 Monaten mit dem Fahrrad durch Europa unterwegs. Sie haben gerade die 20.000 Km überschritten. Bisher sind Sie von Deutschland über die Niederlande, Great Britain, Irland, Frankreich, Spanien, Portugal, Sardinien, Italien, Albanien, Montenegro, Kroatien, Bosnien, Österreich, Slowakei, Polen, Litauen, Lettland, Estland, Finnland, Schweden und jetzt bis nach Norwegen gekommen. Im November wollen Sie wieder zuhause sein… Respekt… das ist eine großartige Leistung. Was Ute jedoch etwas irritiert ist, das die Beiden außer Radfahren wohl nicht viel zu sehen bekommen.

Mittwoch 30.08.2023

Die Sonne ist wieder zurück. Wir packen unsere Sachen und machen uns abfahrbereit. Die Fähre geht um 10:50. Auch die die beiden Radfahrer machen sich auf den Weg zu Fähre. Die Überfahrt ist kurz und die nächste Fähre nur 17Km entfernt. Wir müssen an der nächsten Fähre etwas warten und sind überrascht, dass die beiden Radfahrer es auch noch geschafft haben. Die Beiden haben kräftig in die Pedale getreten…

Nach der 2ten Fähre sind wir zügig weitergefahren. Unterwegs sehen wir eine Abzweigung zum Torghatten. In Utes Hirn blitzt eine Erinnerung auf… es handelt sich um einen Berg mit einem großen Loch… also abbiegen, anhalten und erstmal nachlesen.

Der Torghatten ist ein Berg in der Nähe von Brønnøysund mit einer besonderen geologischen Form. In seiner Mitte hat er ein etwa 35 Meter hohes und rund 160 Meter langes Loch. Entstanden ist es vermutlich durch Ausspülungen der Meeresbrandung während der immer noch andauernden postglazialen Landhebung nach Abschmelzen der Gletscher aus der letzten Eiszeit.

Um das Loch in dem Berg rankt sich auch eine Sage:
Der ungehorsame Sohn des Trollkönigs Vågekallen, Hestmannen, lebte in Svolvær. Auf der anderen Seite des Vestfjordes lebte der mächtige Trollkönig Sulitjelmakongen, der sieben Töchter hatte, die eine wilder als die andere war. Deshalb schickte Sulitjelmakongen seine Töchter zur ehrbaren Jungfrau Lekamøya. Eines schönen Abends schaute Hestmannen über den Vestfjord und sah Lekamøya ein Bad im Fjord von Landego nehmen und sich die Haare kämmen. Sofort begehrte Hestmannen sie. In voller Rüstung preschte er mit seinem Pferd über den Vestfjord. Lekamøya und die sieben Schwestern begaben sich auf eine wilde Flucht. Die sieben Schwestern konnten sich schon vorstellen, den Hestmannen zum Gatten zu nehmen und hockten sich bei Alstahaug nebeneinander hin. Doch Hestmannen würdigte sie keines Blickes, da er nur Augen für Lekamøya hatte. Als diese jedoch immer mehr Vorsprung gewann, nahm er seinen Bogen und schoss einen Pfeil auf sie ab. Dies beobachtete jedoch der König der Sømnaberge und warf seinen Hut in die Bahn des Pfeils. Der Hut blieb auf der Insel Torgar durchschossen liegen. Über die wilde Jagd vergaßen alle wie kurz die Sommernächte im Norden sind und schon ging die Sonne auf und alle versteinerten, wo sie gerade saßen oder standen: Der Hut als Torghatten, die sieben Schwestern bei Sandnessjøen und Lekamøya auf der Insel Leka, wo sie Schutz gesucht hatte.

Kurzentschlossen machen wir einen Abstecher… wenn sogar die Hurtigruten einen Umweg dafür fahren, müssen wir dort hin. Es soll dort eine kurze Wanderung zum „Loch“ führen. Die 16 Km bis zum Trollhatten sollten unseren Zeitplan nicht groß durcheinanderbringen. Dummerweise wird nach dem Saisonende die Zeit genutzt um die Straße zu sanieren. Die daraus resultierende Buckelpiste ist für uns kein Problem, wohl aber für die 2 vorausfahrenden normalen Wohnmobile. Diese schleichen mit 10-15 Km/h, jeden Buckel und jedes Schlagloch genießend, vor uns her. Irgendwann erreichen wir tatsächlich unser Ziel… hier wird kräftig gebaut… es entsteht ein neues Besucherzentrum. Der direkte, kurze Aufstieg ist leider wegen der Bauarbeiten gesperrt, sodass wir den zweiten Parkplatz anfahren und von dort aus den längeren Weg nehmen. Vielleicht ist das auch besser für uns, da kurz auch meist steil bedeutet… es sind halt etwa 150 Höhenmeter zwischen Parkplatz und Höhle (Loch).

Der erste Teil der Route mit ca. 1,5Km ist fast eben… aber dann kommt eine Natursteintreppe… super ausgebaut, jedoch mit unterschiedlichen Stufenhöhen… aber dafür mit Rastpunkten zwischendurch. 451 Stufen zähle ich bis zum Höhleneingang… wir sind beide ziemlich geschafft. Ute hat sich trotz ihrer Fußprobleme tapfer geschlagen… es liegt aber auch noch der Abstieg vor uns… der ist häufig anspruchsvoller als der Aufstieg. Die Höhle bzw. das Loch ist schon eindrucksvoll, man kommt sich sehr klein und unbedeutend vor.  Es ist schwer vorstellbar, dass hier die Meeresbrandung für die Höhle bzw. das Loch verantwortlich war. Wir wandern nicht hindurch, da der Abstieg auf der anderen Seite sowieso gesperrt ist. Der Abstieg über die Treppe geht besser als erwartet. Es ist uns ein Rätsel, wie diese Treppe mit vielen tonnenschweren Steinplatten in diesem unwägbaren Gelände überhaupt gebaut wurde, zumal kein vergleichbares Baumaterial hier zu finden ist. Trotz Einsatz moderner Maschinen muss dies ein wahnsinniger Kraftakt gewesen sein. Der Rückweg durch die Baustellenbedingte Schotterpiste geht mangels vorausfahrender Fahrzeuge recht flott. Der Toyota Hilux war halt in seinem Element… für solche Pisten wurde er ja eigentlich auch gebaut.

Wir fahren zügig weiter, da wir beizeiten noch auf einem Campingplatz in der Nähe der nächsten Fähre ankommen wollen. Der Kvisterø Fjordcampingplatz liegt 2Km vor der Fähre direkt an der Straße. Hier ist aber abends und in der Nacht, mangels nächtlichen Fährbetriebs kein Autoverkehr zu erwarten.

Donnerstag 31.08.2023

Der Morgen beginnt mit dichtem Nebel… schemenhaft erkennt man die Tiere auf der Weide. Im Laufe des Vormittags bessert sich das Wetter und ab und zu scheint sogar die Sonne. Unser Ziel heute ist ein NorTrip Platz in der Nähe von Steinkjer. NorTrip ist das norwegische Äquivalent zum Landvergnügen in Deutschland. Wir wollen dort auf einem historischen Gehöft übernachten. Der Clou ist das dazugehörige Restaurant. Hier haben wir für heute Abend ein Experience Diner mit 16 Gängen gebucht.

Auf dem Weg wollen wir uns den größten Liegestuhl der Welt ansehen, der sich hier auf einem Berggipfel befindet. Das Wetter ist sehr trüb und wir hadern mit uns, ob wir uns den Aufstieg antun wollen. Uns stecken noch die 451 Stufen von gestern in den Knochen… lohnt es sich bei dieser Sicht?

Am ersten Parkplatz ist uns der Weg einfach zu lang, da wir ja noch weiterwollen. Den zweiten Parkplatz, welcher näher dran sein soll, finden wir erstmal überhaupt nicht. Erst als wir schon aufgeben wollen, werden wir fündig. Die Zufahrt zum Parkplatz ist schon abenteuerlich und nur für geländegängige Fahrzeuge machbar. Auf dem Parkplatz angekommen, wobei hier max. 3 Fahrzeuge Platz haben, führt eine „Straße“ mit einer offenen Schranke weiter nach oben. Koomot zeigt auf seiner Karte, dass dies der direkte Weg zur Hütte am Liegestuhl sei. Ein Schild weist darauf hin, dass die Benutzung des Weges auf eigene Gefahr ist. Nach etwas hin und her beschließe ich kurzerhand, dem Ziel etwas entgegenzufahren. Wozu haben wir den sonst ein solch geländegängiges Fahrzeug…

Der Weg stellt sich als sehr abenteuerlich heraus… ohne Allrad ist kein Fortkommen, tiefe Spülrillen erfordern manchmal die Lastuntersetzung… wir halten ständig Ausschau nach Wendemöglichkeiten… hier rückwärts wieder herunter wäre nicht besonders spaßig. Glücklicherweise gibt es doch einige solcher Stellen. Mir macht die Sache einen Heidenspaß, Ute sieht die Fahrt eher mit gemischten Gefühlen… unser TokTokkie kämpft sich die 3,5Km bis etwa 150m vor der Hütte recht problemlos hinauf. Dort finden wir einen perfekten Platz zum Parken und Wenden. Die letzten Meter laufen wir zu unserem Ziel. Die Sicht ist eher eingeschränkt, aber der Erfolg hier hochgekommen zu sein, macht euphorisch. Wir sind auch die einzigen hier oben. Außerhalb der Saison ist die Hütte geschlossen.

Jetzt will ich (Ute) ein paar Sätze dazu sagen:

Die meisten kennen Steffen als eher rational vernünftig gesteuerten Menschen. Zwischendurch ist er allerdings völlig toxoplasmotisch gesteuert als hätte er nicht mehr alle Latten am Zaun …. Wenn er zum Beispiel Elefantenbullen in der Must beweisen will, dass er sich von ihnen nicht den Weg versperren lassen will oder blöden Schweizern, die ihn rechts überholen zeigen muss, dass er schneller fahren kann und genauso starrsinnig ist ….

Nun an diesem Tag ist es ihm in den Kopf gerutscht den Wanderweg hochzufahren. Das würde nun wirklich kein vernünftiger Mensch tun. Es ist ein Wanderweg und kein Autoweg. Das erste Stück ging noch, weil hier auch Arbeitsfahrzeuge unterwegs waren. Ab dann aber war es für Fußgänger konzipiert und nur der blanke Wahnsinn trieb ihn immer weiter. Der Weg war mit Felsen und Absätzen durchzogen, ausgewaschene tiefe Rillen und Kantenabbrüche und zudem extrem steil mit heftigen Kurven. Ob es noch eine Wendemöglichkeit geben würde war nicht klar und dass es dann eine Abzweigung gab die das ermöglichte war einfach nur Glück! Der Kerl hat über alle 4 Backen gestrahlt und war völlig begeistert von seiner Heldentat….

Noch eine Klarstellung von mir… es war tatsächlich ein „Fahrweg“ zur Versorgung der Hütte…

Der Rückweg war auch spannend, die 3,5 Tonnen schieben bergab ganz ordentlich doch die technischen Helferlein (z.B. die Bergabfahrthilfe) funktionieren einwandfrei. Ute hat nur etwas Angst, dass die Schranke plötzlich geschlossen und mit dem Vorhängeschloss gesichert sei. Dem ist glücklicherweise nicht so und wir können unseren Weg zu unser Übernachtungsstelle fortsetzen. Dort angekommen werden wir herzlich empfangen. Wir dürfen direkt hinter dem Restaurant auf einer Wiese mit einer sagenhaften Aussicht unser TokTokkie abstellen. Heute Abend können wir dann vom Restaurant, über eine Rampe direkt ins Bett fallen.

Unser Restaurantbesuch war phänomenal… wir waren die einzigen Gäste und genossen die volle, fürsorgliche Aufmerksamkeit des Kochs Kim Sojbakk und seiner Frau Nives Škudar als Sommelier im Service. Als Sommelier lebt sie Ihren Traum mit viel Herzblut und vermittelt Ihr Wissen über die, dass Menü begleitenden Weine auf eine ganz besondere Art. Das Essen war außergewöhnlich lecker und die Weine bzw. die alkoholfreien Cocktails harmonierten erstklassig. Das Ambiente tat seinen Teil dazu. Wir haben uns richtig wohlgefühlt, alles in allen ein besonderer, wunderschöner Abend.

Freitag 01.09.2023

Es ist tatsächlich schon der 1. September und wir sind bereits 2 Monate unterwegs. Uns kommt es manchmal so vor, als wären wir gerade erst losgefahren. Wir erschrecken bei dem Gedanken, dass wir uns bereits auf dem Rückweg befinden und Ende des Monats wieder in Trossingen sein werden…

Nach einem gemütlichen Frühstück bei Sonnenschein steuern wir unser nächstes Ziel, Trondheim an. Trondheim ist nach Oslo und Bergen die drittgrößte Stadt Norwegens. Wir wollen 3 Nächte auf einem Campingplatz etwa 30Km außerhalb von Trondheim übernachten. Wie alle großen Städte in Norwegen, versucht auch Trondheim den Autoverkehr in der Stadt massiv zu reduzieren. Das beginnt mit einer Citymaut, über nur noch einspurig befahrbaren Straßen (mit zus. Bus und Taxisspur) und extrem teuren Parkplätzen. Für Wohnmobile stehen nur, für uns unattraktive aber sehr teure Parkmöglichkeiten in der Stadt zur Verfügung. Auf dem Campingplatz angekommen, setzen wir die Kabine wieder einmal ab… so sind wir mit dem Auto einfach flexibler und passen auch in ein Parkhaus. Wir nutzen unsere frühe Ankunft und fahren ins Zentrum. Wir finden ein zentral gelegenes Parkhaus (Stunde ca. 3 €) und erkunden die Stadt. Wir erfahren nebenbei, dass morgen der Trondheim Marathon stattfindet und das es daher zu Straßensperrungen kommen kann. Wir nutzen das gute Wetter und erkunden die Altstadt. Im Anschluss gehen wir noch in einem Thai-Buffetrestaurant essen… es war ordentlich scharf aber sehr lecker. Morgen wollen wir auch noch etwas Sightseeing in Trondheim machen und danach noch für mich shoppen gehen…