Skandinavien ruft -Woche 2-
Samstag 08.07.2023
Nach unserem gestrigen Glück, mit dem Marina Stellplatz, haben wir gestern noch online einen Campingplatz weiter nördlich bei Kvik für 2 Nächte gebucht. Da in Schweden dieses Wochenende die Schulferien beginnen ist damit zu rechnen, dass die Stellplätze deutlich voller werden.
Unser Ziel ist heute der Ängdala Campingplatz. Dieser ist etwa 2 km im Landesinneren. Der Strand ist durch ein Naturschutzgebiet zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar. Es gibt sogar einen Kiosk in dem Brötchen vorbestellt werden können…
Auf dem Weg dorthin besuchen wir die Schiffssteinsetzung „Ales Stenar“. Dieser Ort befindet sich auf einer Wiese an der Steilküste. Dort haben in den Jahren zwischen 500 und 1000 nach Christus, hier lebende Wikinger 59 Steine in Form eines Schiffes aufgestellt. Der Bug und das Heck eines Wikingerschiffs werden durch größere Steine nachempfunden. Die Erbauer haben wohl Steine eines Grabes aus der Steinzeit/ Frühbronzezeit wiederverwendet. Archäologen haben Spuren eines Dolmen- oder Ganggrabes gefunden.
Die Steilküste ist ein beliebter Platz für Paraglider, diese tummeln sich hier in Massen. Teilweise hat man Angst, dass sie einem auf dem Schoß landen oder dich über die Klippe schubsen.
@Annette, während wir da waren ist nichts Aufregendes passiert… wir wollten auch nicht einfach ein bisschen nachhelfen…
Wir sind dann wieder zurück zum Auto gelaufen und weitergefahren. Nächster Halt „Prästens Badkar“ des Priesters Badewanne. Dabei handelt es sich um eine einzigartige geologische Formation aus dem Kambrium. Es handelt sich hierbei um einen fossilen Sandvulkan. Dieser Sandvulkan besteht aus 500 Mio. Jahre altem Sandstein. Der ursprüngliche Sand ist durch ein tektonisches Ereignis zusammengerutscht und hat einen Krater gebildet. Dieser wurde über Jahrmillionen zu Sandstein umgewandelt. „Prästens Badkar“ ist weltweit der einzig bekannte Sandvulkan der sich über der Wasseroberfläche befindet. Von dort aus sind wir dann direkt zum Campingplatz. Eine außerordentlich angenehme Dame hat uns empfangen und uns eingewiesen. Die Brötchen fürs Frühstück haben wir auch gleich bestellt. Wir stehen hier etwas abseits von den anderen Wohnmobilen da wir ja keinen Strom benötigen. Neben uns kleine Zelte und 35 Meter entfernt das Waschhaus. Wir haben gleich auch das Sonnensegel aufgestellt.
Der Grill lieferte abends noch leckere Rumpsteaks mit Kartoffelgratin.
Sonntag 09.07.2023
Wir erwachen bei traumhaft schönem Wetter. Völlig klarer, blauer Himmel und wir werden mit Sonne verwöhnt. Unser Sonnensegel bewährt sich wieder einmal. Unsere bestellten Brötchen sind lecker und wir genießen das Frühstück. Nach einer kleinen Siesta über die Mittagszeit fahren wir mit den Fahrrädern an den Strand. Whow, was für eine Überraschung… ein traumhaft schöner Strand direkt am Waldrand, mit ausreichend Schatten, weichem Sand, keinen Algen im Wasser und wenig Leute. Das Wasser ist glasklar, nur etwas frisch … 14,4°… Ute kann es natürlich nicht lassen und geht schwimmen. Ihr habt richtig verstanden, nicht kurz rein und wieder raus, sondern schwimmen und das nicht nur einmal… Mir ist es eindeutig zu kalt. Ich habe mich nur bis zur Badehose reingetraut und hatte das Gefühl Eiszapfen statt Beine zu haben.
Gegen Abend sind wir wieder zurückgeradelt. Diesmal gab es Lachs, Dorsch und Kartoffelsalat. Wir lassen es uns richtig gut gehen…
Montag 10.07.2023
Da wir bei dem derzeitigen Tempo es wohl niemals schaffen bis zum nächsten Sonntag in Stockholm zu sein, haben wir beschlossen heute etwas Strecke zu machen. Unser Ziel ist Schloss Läckö in Västergötland, ein Barockschloss am Vänern See. Es liegen ca. 450 Km vor uns. Wir nutzen den Weg auch zum tanken und einkaufen. Als wir ankommen sind wir ziemlich geschafft und müde.
Der Campingplatz ist ca. 200m von Schloss und See entfernt und liegt mitten im Wald.
Wir haben diesen Platz für 3 Nächte über das Internet vorgebucht. Die erste Nacht verbringen wir auf einem sehr kleinen Stellplatz, der durch Felsen und Baumstümpfe ziemlich schwierig ist und man ständig über etwas drüber klettern muss (Nr. 5). Wir haben aber die Zusage morgen auf einen größeren Stellplatz umziehen zu können. Der perfekte Platz hier wäre die Nr. 6, mal sehen wo wir landen.
Der Vänern ist der größte See in der EU und der drittgrößte in Europa. Er ist etwa 10x so groß wie der Bodensee. Während der letzten Eiszeit stand der Vänern mit dem Meer in Verbindung, was bis heute Auswirkungen auf seine Flora und Fauna hat. So leben z. B. 35 Fischarten in dem See, sogar Lachse. Seine Topographie verdankt er der nacheiszeitlichen Landhebung, bei dem das Gewicht eines 3 Km dicken Eispanzers abschmolz.
Am Abend haben wir noch einen kleinen Spaziergang zur Orientierung gemacht. Später mussten wir diesmal drinnen essen… es hat immer mal wieder geregnet, in der Nacht dann auch noch heftiger.
Dienstag 11.07.2023
Es scheint wieder die Sonne. Wir ziehen mit Sack und Pack auf den anderen Stellplatz (Nr. 12). Er liegt weiter vom Duschhaus entfernt. Während Ute Brötchen „jagen“ geht, baue ich unser „Camp“ auf. Es soll morgen regnen und wir wolle darauf vorbereitet sein. Neben unserer Markise wird auch das Sonnensegel aufgestellt und Regen- und weitgehend Windsicher fixiert.
Utes Brötchenjagd war erfolgreich… sie hat dem Wirt eines Kaffee’s (hier gab es eigentlich nur Kuchen und belegte Brötchen) tatsächlich 10 Brötchen abgeschwatzt. Diese waren „realy swedisch“… leicht süß und weich… haben aber gut geschmeckt.
Später sind wir mit dem Fahrrad in den kleinen, sehr touristisch geprägten Nachbarort Spickens gefahren. Hier gibt es neben einer Marina, einige Souvenirshops, 3 Restaurants und eine Fischräucherei. Wir haben dort wegen unserer Fahrräder, die sie sehr interessiert haben, noch ein schwedisches Ehepaar kennengelernt und lange miteinander gesprochen und sehr viel gelacht. Da uns die beiden sympathisch sind und auf dem gleichen Campingplatz direkt gegenüberstehen, hat Ute die Beiden für den Abend auf ein Getränk zu uns eingeladen. Am Nachmittag sind wir dann noch etwas am See entlanggewandert.
Nach dem Essen kamen Ingela und Håkan (gesprochen: Hoakan) mit Ihren Stühlen unter dem Arm zu Besuch. Wir haben uns gut in einem Mix aus Englisch und Deutsch unterhalten und sehr viel gelacht. Letzteres speziell bei den schwedischen Mittsommernachtsbräuchen (Midsommar), diese können auf Fremde schon etwas skurril wirken (z. B. Froschtanz um die Mittsommerstange/ Mittsommerbaum). Dies ist das zweitgrößte Fest nach Weihnachten in Schweden. Uns war schnell klar, dass wollen wir hier auch mal erleben und haben uns Tipps für einen guten Ort geben lassen.
Um 23h gehen wir noch Geschirr spülen und Kartoffeln kochen. Eigentlich eine blöde Idee von Ute. Das Wasser braucht ewig auf der Elektroplatte neben der Abwaschanrichte. Alle 10 Minuten muss auf eine Taste gedrückt werden, damit der Strom weiterläuft. Der arme Steffen opfert sich heldenhaft und harrt aus. Mittlerweile fallen die ersten Regentropfen …. Als er dann endlich wieder zum Camper kommt sind dir Kartoffeln dann wirklich sehr! weich. Sie kühlen über Nacht ab und werden dann morgen Abend perfekt zum Kartoffelsalat sein – hoffentlich.
Spät am Abend und in der Nacht hat es auch, wie angekündigt geregnet und zwar heftig!
Mittwoch 12.07.2023
Es regnet… mehr oder weniger ohne Unterbrechung…
Unsere Markisen / Sonnensegelkonstruktion funktioniert sehr gut. Es bilden sich nach kleineren Korrekturen keine Wasserbäuche mehr und unsere Stühle, Tisch und Grill stehen im trockenen. Wir haben auch draußen gefrühstückt. Der Boden ist jedoch nass und es bilden sich kleine Bäche zu unseren Füßen.
Ich habe mich ins TokTokkie gesetzt und nutze die Zeit zum schreiben… Ute hat sich zum Lesen auf unser Bett verzogen. Das Wetter (es schüttet nach deutschen Verhältnissen aus Kübeln) lässt keine Aktivitäten für „Nicht Schweden“ zu. Echte Schweden jedoch gehen trotzdem mit der ganzen Familie wie selbstverständlich wandern, wobei bei einigen der Gesichtsausdruck, speziell der Kinder nicht besonders fröhlich wirkt.
Irgendwann hält Ute es nicht mehr aus und mutiert auch zur Schwedin. Sie zieht Anorak und Gummiclogs barfuß an und geht hinaus in die nasse Welt:
Der Parkplatz unten ist pikepake voll mit schwedischen Ausflüglern die fröhlich durch die Pfützen platschen und sich dabei halbkaputt lachen, wenn die Kids hineinplumpsen. Ein Pärchen sitzt zum picknicken fröhlich auf einen großen Granitstein … ich stapfe um das Schloss herum, der Park ist geflutet und Enten schwimmen begeistert im neuen See. 😊 Heute nutze ich das Wetter und gehe ins Naturum. Es ist wunderschön gemacht. Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf kindgerechten Erklärungen der Natur, die Entstehung des Sees und der darin lebenden Fauna und Flora. Alles ist 2sprachig in Schwedisch und Englisch. Einige Beispiele sieht man auf den Fotos. Schade, dass ich ohne Geld oder Kreditkarte los bin. Ein Kaffee wäre jetzt schön ☹ Das Naturum beinhaltet auch ein Hotel und macht einen hervorragenden Eindruck. Auch das Restaurant ist sehr einladend, aber wir haben eingekauft und werden selbst kochen. Steffen hat keine Lust das Auto zu verlassen, ihm fehlen die schwedischen Gene! Ich gehe noch zum See, fotografiere die Wasserwelt und bin froh, dass ich raus bin und in der Natur war.
Donnerstag 13.07.2023
Über Nacht hat der Regen aufgehört… das sollte laut Wetterbericht schon am gestrigen Spätnachmittag passieren, aber der Wetterbericht behauptet permanent die Sonne scheint, obwohl es weiter nieselt …
Bei Sonnenschein frühstücken wir erstmal. So kann unsere Markise und das Sonnensegel noch etwas trocknen. Wir haben allerdings noch nicht das erste Brötchen gegessen, da fängt es wieder an zu regnen… diesmal bei Sonnenschein! Glücklicherweise nur ein kurzer Nieselregen, aber Markise und Sonnensegel haben keine Chance zu trocknen.
Nach dem Frühstück packen wir es halt nass zusammen. Das Material soll „stockfleckensicher“ sein und in wenigen Stunden wird es wieder ausgepackt.
Die Verabschiedung von unseren Schweden Ingela und Håkan dauerteetwas länger als erwartet, es müssen noch Fotos gemacht, Adressen ausgetauscht und Verabredungen getroffen werden. Wir haben direkt an unseren gemeinsamen Abend angeknüpft und sehr viel gelacht.
Heute geht es weiter auf dem Weg nach Stockholm nach Nordosten. Dort haben wir uns am Östra Laxsjön, einem See zwischen Laxå und Askersund für 2 Nächte auf dem Revelsbadets Campingplatz angemeldet.
Unterwegs haben wir noch ordentlich eingekauft. Neben Lebensmitteln und Getränken haben wir sicherheitshalber noch im Bereich Mückenschutz aufgerüstet, Ingela und Håkan hatten uns bezüglich Nordschweden vorgewarnt und auch etwas verunsichert… wir haben Mygga Stick und Spray und den sagenumworbenen Thermacell erstanden. Letzteren haben wir mit Håkan ausprobiert und für hilfreich empfunden. Steffen hatte ihn auch schon in Deutschland bei der Reisevorbereitung angeschaut. Er ist hier günstiger als bei uns über Amazon.
Die Einkäufe haben uns ordentlich aufgehalten, so dass wir erst um 16:30 Uhr auf dem Campingplatz ankommen. Da der Kiosk morgens keine Brötchen hat, hat uns die Betreiberin empfohlen noch in Askersund oder Laxå einzukaufen. Die Entfernung (15Km) sind gleich aber Askersund wäre „nicer“… sie hat Recht, der Ort macht einen hübschen, gepflegten Eindruck. Mitten im Zentrum finden wir einen ICA-Supermarkt, und quasi direkt vor der Tür einen Parkplatz. Der Laden ist außergewöhnlich gut sortiert. Obwohl wir eigentlich nur Brötchen holen wollen, können wir an der gut sortierten Fischtheke (der ersten die wir in Schweden sehen) nicht vorbei gehen. Da gibt es neben vielen anderen leckeren Sachen auch frische Thunfischsteaks, Schollenfilets und Jakobsmuscheln die einfach mit uns mitwollen…
Der ursprüngliche Speiseplan für die nächsten Tage wird kurzerhand über den Haufen geworfen. Heute gibt es als Vorspeise gegrillte Jakobsmuscheln, als Hauptgericht Thunfisch Sashimi und als Abschluss gebratene Schollenfilets. Das Ganze mit einem frischen, bunten Salat und Baguette…
Doch vor dem Essen ist erstmal Arbeit angesagt. Wieder auf dem Campingplatz angekommen wird der TokTokkie optimal geparkt und ausgerichtet. Ich habe schon unser Sonnensegel in der Hand, da fängt es, trotz Sonnenschein wieder zu regnen an. Nach einer viertel Stunde im Auto können wir endlich aufbauen. Sonnensegel aufstellen, sichern, Stühle und Tische raus und aufstellen, Strom anschließen (wir nehmen Strom immer nur, wenn er kostenlos ist) und zu guter Letzt den Grill aufbauen, fertig…
Nach unserem opulenten Mahl… es war wirklich super lecker, lassen wir den Abend mit Blick auf den See ausklingen …
Freitag 14.07.2023
Sonnenschein, blauer Himmel, durchsetzt mit einzelnen Wölkchen, so wird man doch gerne geweckt. Ich habe heute etwas länger, bis halb Zehn geschlummert während Ute schon wieder in der Landschaft herumwandert. Nach dem Frühstück ist Ute todesmutig in den See zum schwimmen gegangen. Dieser soll wohl um die 20° C „warm“ sein. Sie schwärmt vom tollen, seidenweichen Wasser. Ich konnte mich nicht aufraffen in die Fluten zu springen, bin halt eher der „Warmduscher“…
Wir sind den Tag dann so vor uns hingedümpelt. Es ist auch mal schön, einfach nur zu sein. Unsere Hängematten bewährten sich wieder einmal sehr gut zum Relaxen. Ute liegt direkt am See, ich ziehe den Bereich vor dem TokTokkie vor, da ist es windstiller. Wir decken uns aber Beide mit einer Decke zu, denn der Wind ist frisch auch wenn die Sonne warm ist.
Nach einem erholsamen Nickerchen schreibe ich über den gestrigen und heutigen Tag und werde ihn, nach Korrektur von Ute, mit Bildern in Netz stellen. Nebenbei konnte ich noch das Internetproblem beim Notebook und unserem mobilen Internetrouter im TokTokkie lösen. Die APN-Profile werden dort im Gegensatz zu IOS nicht automatisch aktualisiert. Hier muss manuell ein APN-Profil für die Telekom angelegt werden und siehe da, es funktioniert.
Später wird es wohl Schnitzel mit Kartoffelsalat geben. Ab morgen beginnt dann schon die Woche -3- unser Skandinavienreise …
PS: Die Internetverbindungen in Schweden sind sehr störungsanfällig. Man hat zwar LTE Empfang, aber die Verbindung ins Internet ist sehr langsam und instabil. Alleine um die Textänderungen für diese Kapitel hochzuladen habe ich bestimmt 15 Versuche benötigt. Ich befürchte im Norden wird es noch problematischer. Ich werde versuchen, immer wenn Internet verfügbar ist, den Blog zu aktualisieren…