Skandinavien ruft  -Woche 1-

Samstag 01.07.2023

Hurra, es geht los… wir sind heute ganz entspannt losgefahren. Ziel ist ein Galloway-Hof in Rhüden/Harz. Hier haben wir unsere erste Übernachtung geplant.

Im Laufe der Woche haben wir nach und nach unser TokTokkie eingerichtet. Getränke und Grundnahrungsmittel, Kleidung und Schuhe, diverses Campingzubehör, Angelzeug, Hygieneartikel und alles was sonst noch so gebraucht wird. Der Kühlschrank und einige restliche Sachen wurden gestern und heute Morgen gepackt.

Donnerstag Spätnachmittag bin ich Sicherheitshalber noch auf die Waage bei unser Bauschuttdeponie gefahren… wie zu erwarten, war das Gewicht höher als erwartet bzw. gehofft. Trotz aller Abspeckversuche (Heckklappe, Dachträger, 30% Wasser, leichtere Fahrräder, u.v.m.) haben wir wohl rund 100Kg zu viel. In Deutschland ist das kein Problem, dort gilt die 5% Toleranzgrenze. Das sind bei 3,5t immerhin 175Kg. In Skandinavien ist die Polizei etwas kleinlicher… da gilt nur 1% Toleranz. Wir haben beschlossen, es einfach darauf ankommen zu lassen.

Ute meinte, mich deklariert sie einfach als „Anhalter“. Sie hätte mich unterwegs mitgenommen und nun müsste ich halt wieder aussteigen… schon ist das Gewichtsproblem gelöst.

Ute verspürt keinerlei Aufregung. Sie empfindet nur eine tiefe Gelassenheit und Ruhe. Mir geht es ähnlich… Wir wurden häufig gefragt, „seid Ihr nicht schon aufgeregt?“… aber irgendwie ist dieses Gefühl einfach nicht da.

Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir nach dem Tanken gegen 11:00 Richtung Norden aufgebrochen. Die Autobahn war in diese Richtung erstaunlich leer. Es war auch der erste LKW-Ferienfahrverbotssamstag, dies war deutlich zu spüren. Mit Tempomat geregelter Geschwindigkeit von 100Km/h kamen wir gut voran. Nach einigen Pausen sind wir gegen 18:00 in Rhüden auf dem Galloway-Hof angekommen. Dort wurden wir freundlich empfangen.

Sonntag 02.07.2023

Nach einer regenreichen Nacht, geht es heute weiter nach Hamburg. Dort übernachten wir bei meinen Eltern vor dem Haus. Da wir uns aufgrund der Entfernung und dem hohen Alter meiner Eltern nicht so häufig sehen, war die Freude dementsprechend groß.

Montag 03.07.2023

Heute geht es weiter nach Dänemark. Das Wetter ist sehr durchwachsen. Starke Regenschauer und strahlender Sonnenschein wechseln sich teilweise im 5 Minuten Takt ab. Dazu sehr starke Windboen. Unser TokTokkie wird ganz ordentlich durchgeschüttelt. Die Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal war für Gespanne und leere LKW wegen Sturm gesperrt.
Zwischendurch hatten wir bedenken, wie sich die Brückenüberfahrten (Großer Belt und Oeresund) bei Sturm gestalten. Wir lassen uns morgen einfach überraschen ob wir bei diesem Sturm auf die Brücken gelassen werden. Wenn ja, wird es auch kein Problem geben. Wenn auf diesen Brücken ständig irgendwelche Autos umkippen, hätte man bestimmt davon gehört 😉…

Unser heutiges Ziel liegt im Südosten der Insel Fünen. Die Brückenüberfahrt war kurz und wir hatten den Wind im Rücken. Übernachten wollen wir auf einen Bauernhof mit Highlandrindern.

Auf dem Weg machen wir noch eine Stippvisite in Odense. Odense ist nach Kopenhagen und Arhus die drittgrößte Stadt in Dänemark.  Wir haben Odense schon früher mal besucht und mussten unbedingt unseren ersten Stadtbummel in Dänemark mit einem Softeis in der Fußgängerzone feiern…

Gegen 18:30 sind wir dann auf dem Hof „Toftegaards Gaardbutik“ angekommen. Wir stehen hier sehr idyllisch unter einem großen Nussbaum. Wenn wir aus dem Fenster schauen, können wir die Highlandrinder sehen. Im Hofladen gibt es eine riesige Auswahl an gefrorenes Rindfleisch. Neben einer Chorizo Wurst haben wir noch ein großes Ribeye Steak für morgen zum Abendessen mitgenommen.

Es ist schon etwas verstörend, mit dem Steak in der Hand neben den lebenden Brüdern und Schwestern des Opfers zu stehen…

Dienstag 04.07.2023

Es geht weiter nach Schweden…

Wir haben ganz bewusst Dänemark nur als Durchfahrtsland vorgesehen. Wir beide sind seit unserer Kindheit bis heute sehr regelmäßig in Dänemark gewesen und kennen Dänemark zwischenzeitlich recht gut. Daher wollten wir uns bei dieser „Skandinavien“ Reise primär auf Schweden und Norwegen konzentrieren.

Nach einem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein im Freien haben wir unsere Siebensachen wieder zusammengepackt und sind nach Malmö aufgebrochen. Wir waren noch keine 100 Meter weit gekommen – Überraschung!: ein Wolkenbruch… puh, da hatten wir gerade nochmal Glück gehabt trocken weg zu kommen.

Das Wetter wechselt wieder im 5-10 Minutentakt. Blauer Himmel und Sonnenschein mit Regen im steten Wechsel.  Also beständiges Wetter… ach ja, hätte ich fast vergessen, zwischendurch stürmt es, dass sogar Bäume umfallen.  Das alles scheint hier aber niemanden zu stören. Kaum jemand gibt sich mit lästiger Regenkleidung ab. Schirme sind sowieso nicht zu verwenden, also kurz die blonden Haare ausschütteln und weiter geht’s…

Auf der Brücke von Fünen nach Seeland über den Großen Belt wurde an der Mautstation unser Nummernschild nicht automatisch erkannt. Mit der Registrierung für die Öresundbrücke sollte dies eigentlich auch automatisch geschehen. Glücklicherweise sind an diesen „automatischen“ Gates auch Kreditkartenterminals für solche Fälle (naive Touristen wie wir …) aufgestellt. Also Kreditkarte reinstecken und weiter geht es… Hoffentlich funktioniert es dann aber auf der Öresundbrücke… wenn nein, kostet die Überfahrt dann ohne „ÖresundGo“ Registrierung mal kurz fast das 3-fache…

Da der Sturm glücklicherweise aus Westen kam, störte er auch nicht den Verkehr auf den beiden Brücken. Wir wurden durch den Wind regelrecht vorangeschoben. Unser Kraftstoffverbrauch sank deutlich.

Unser heutiges Ziel ist Heagården, ein Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert, 40km nördlich von Helsigborg. Wunderbar restauriert, mit tollem Park und einem kleinen Museum. Auf allen Wegen und Parkplätzen ist der Kies frisch durchgeharkt. Man erwartet regelrecht vom Dienstpersonal empfangen zu werden. Bei der Anfahrt mussten wir wegen umgestürzter Bäume einen kurzen Umweg über den Acker nehmen, für unser TokTokkie aber überhaupt kein Problem.

Nach den vielen Fahrtstunden freute ich mich auf ein Nickerchen im Liegestuhl. Wie nicht anders zu erwarten, wurde dieses Nickerchen skandinavisch unterbrochen… durch immer häufiger fallende Regentropfen.

@Annette, sorry sind bisher weder in Kriminalfälle noch in Verbrechen verwickelt worden …

Mittwoch 05.07.2023

Gestern haben wir uns beraten wie wir nun unsere Reise durch Schweden fortsetzen. Wir haben beschlossen zurück in den Süden zu fahren und über Lund von Trelleborg aus an der Ostseeküste entlang nach Norden, Richtung Stockholm zu fahren. In Stockholm haben wir einen Campingplatz für den 16.07.-19.07. reserviert. Leider haben wir aufgrund der hohen Auslastung nur unseren 2te Wahl Platz bekommen. Jetzt haben wir noch 11 Tage bis wir in Stockholm eintreffen sollen.

Heute geht es erstmal nach Lund. Dieses Städtchen ist sehenswert. Auf dem Weg dorthin, machen wir noch einen Abstecher in den Söderåsens Nationalpark. Der Park ist das größte unter Schutz stehende zusammenhängende Waldgebiet in Nordeuropa und umfasst eine Fläche von etwa 16km2. Wir waren auf dem bekanntesten Aussichtspunkt, Kopperhatten, er ist mit 200m Höhe der höchste Aussichtspunkt im Park. Die Hochebene ist von einer spektakulären Landschaft mit bis zu 300m tiefen Schluchten umgeben. Dort sind wir gewandert… wie hier natürlich üblich, mit viel „liquid sunshine“. Die famose Landschaft lässt einen die Wetter Unwägbarkeiten einfach vergessen.

In Lund haben wir uns für 2 Nächte auf dem städtischen „Källby Camping“ Platz eingenistet. Zu diesem gehört auch das „Källbybadet“, ein öffentliches Schwimmbad, welches für uns kostenlos ist.

Wie nicht anders zu erwarten will Ute, an Besten sofort, baden gehen. Da ich nicht als „Weichei“ gelten will, komme ich mit. Das Wasser ist mit 24 Grad überraschend gut beheizt, obwohl das reingehen sich trotzdem erstmal etwas frisch anfühlt. Nach einigen Bahnen war es dann aber gut auszuhalten 😉

Besonders zu erwähnen ist die Sauna, welche sich direkt neben den Duschen befindet. Das hier ist hier in Skandinavien selbstverständlich. Selbst die kleinen Schulkinder gehen nach dem Baden in die Sauna und wärmen sich durch. Wir empfinden es auch als sehr angenehm, sich auf diese Weise aufzuwärmen. Das werden wir morgen bestimmt nochmal wiederholen.

Abends haben wir die beiden „Highland Ribeye Steaks“ aus Fünen auf den Grill gelegt… wir haben selten so ein leckeres Steak genossen!

Donnerstag 06.07.2023

Nach einer sehr stürmischen Nacht und Zweigen, die an unser TokTokkie geschlagen haben, bin ich etwas müde gestartet. Ute war schon mit dem Fahrrad Brötchen holen. Ich habe die Zeit genutzt und habe mit Abstand zu den Bäumen umgeparkt. Nach dem Frühstück sind wir mit dem Fahrrad ins historische Stadtzentrum gefahren. Der Dom zu Lund (evangelisch) wurde ab 1104 im romanischen Baustil errichtet und ist damit der älteste Dom in Skandinavien. Zu dieser Zeit gehörte Lund noch zu Dänemark (bis 1658).

Besondere Beachtung verdient die Astronomische Uhr (Horologium mirabile Ludense), welche Ende des 14. Jahrhunderts entstand.  In den letzten Jahrhunderten wurden diese Uhr mehrmals verbessert. Neben den Mondphasen, der Mondposition am Himmel, den Tierkreiszeichen und einer separaten 24 Stunden Anzeige ist noch ein Spielwerk installiert. Da spielen Hornbläser und die heiligen 3 Könige ziehen in einer Prozession an Maria mit dem Jesuskind vorbei. Wir hatten das große Glück zum richtigen Zeitpunkt da zu sein und das ganze live zu erleben. Wirklich eindrucksvoll, speziell in Hinblick auf den Entstehungszeitraum.

An den historischen Universitätsgebäuden vorbei (die Universität Lund ist mit ca. 35.000 Studenten die größte Uni in Skandinavien und die viertälteste in Schweden (1666)) geht es weiter zu „Kulturen“.

Kulturen ist ein Freilichtmuseum und Ausstellungsgelände mitten in der Altstadt von Lund.

Nach einigen Stunden zu Fuß haben wir unseren Stadtrundgang dann abgebrochen. Man schafft es einfach nicht, alles ausgiebig an einem Tag anzusehen.

Zur Erholung sind wir dann noch Schwimmen gewesen. Natürlich mit anschließender Sauna …

Am Abend sind wir nochmal mit dem Fahrrad in die Altstadt zum Essen in ein erstklassiges italienisches Restaurant gefahren. War super lecker …

 

Freitag 07.07.2023

Endlich traumhaftes Wetter…

Heute fahren wir gemütlich nach Ystad (ca. 90 Km entfernt). Unterwegs halten wir immer wieder mal an und gucken uns die Strände an. Viele Strände sind wegen einer dicken Algenschicht eher nicht zum Baden geeignet. Hier hat der Sturm der letzten Tage wohl dazu beigetragen. Nur hartgesottene, schwedische Kinder kämpfen sich durch den zähen Algenteppich ins offene Wasser. An einigen Plätzen wurde allerdings schon aufgeräumt.

In Ystad ergattern wir um 13:32 Uhr den vorletzten Stellplatz an der Marina. In der langen Schlange nach uns, wird nur noch einer das Glück auf einen Stellplatz für heute haben. Wir sehen sehr viele Wohnmobile wieder wegfahren…

Ystad ist für Krimifans ein Begriff, es ist die Heimat vom Kommissar Kurt Wallander. Die Stadt lädt zum bummeln ein. Über 300 liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser stehen hier. Enge Gassen, teilweise noch mit Kopfsteinpflaster, Rosensträucher an vielen Häusern und ein ganz besonderes Flair geht von der Stadt aus. An einem Ende der Fußgängerzone werden wir vom internationalen Foodfestival überrascht. Hier gibt es Streetfood aus Vietnam, Thailand, Japan, China, Venezuela, Mexiko, Libanon, Arabisch, Afrika, Italien, Spanien, Griechenland, Schweiz, Ungarn, Polen, Rumänien, USA, Kroatien, Great Brittain, Frankreich u.v.m… sogar Bayern war vertreten (nicht Deutschland)…
Die Thaiküche war verflixt original (höllisch scharf).

Am Abend waren wir am Hafen essen. Wir haben den besten Platz im Restaurant bekommen. Mit freien Blick nach 2 Seiten auf die Marina. Das schönste Liveprogramm das man sich vorstellen kann.
Vom Essen haben wir uns allerdings mehr versprochen.

Wir haben den Abend noch entspannt ausklingen lassen.

 

Damit ist die erste Woche schon vorbei …. mit dem nachfolgenden Button geht es weiter …